Kennen Sie Roland Emmerich's Film "The Day After Tomorrow"? Kurz zusammengefasst: Der Golfstrom reißt ab und die Erde verwandelt sich binnen weniger Tage in einen frostigen Schneeball. Das war 2004 und ganz so schnell ging es zum Glück dann doch nicht. In einer gestern veröffentlichten Studie berichtet eine Wissenschaftlergruppe jedoch von der, nun nachgewiesenen, Verlangsamung dieser wichtigen Meeresströmung. Brrr...?
„Wir haben ein spezielles Muster entdeckt“, erklärt die Leit-Autorin Levke Caesar vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Südlich von Grönland habe sich der Ozean trotz der globalen Erwärmung abgekühlt, vor der US-Küste sei das Meer dagegen ungewöhnlich wärmer. Dies sei ein direkter Hinweis auf die Veränderung des Golfstroms, denn wenn sich die Strömungen verlangsamen, brächten sie auch weniger Wärme nach Norden. Gleichzeitig staut sich diese Wärme weiter im Süden, also an der US-Küste.
„Ein solches Muster der Ozeantemperaturen wurde von Computersimulationen vorhergesagt als Reaktion auf den zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen – jetzt wurde diese Vorhersage durch Messungen bestätigt“, ergänzt Ko-Autor Vincent Saba vom National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Laboratory in Princeton.
Eine weitere Studie, in derselben Ausgabe des Magazins, stützt diese Erkenntnisse und kommt außerdem zum Fazit, dass der Golfstrom im vergangenen Jahrtausend noch nie schwächer gewesen sei als jetzt. „Wenn wir die globale Erwärmung nicht rasch stoppen, müssen wir mit einer weiteren langfristigen Verlangsamung der Atlantikströmung rechnen. Wir fangen erst an, die Folgen dieses beispiellosen Prozesses zu verstehen – aber sie dürften weitreichend sein“, sagt Alexander Robinson von der Universität Madrid, der die Studie mitverfasst hat.
Für die tatsächlichen Auswirkungen und deren Folgen gibt es zahlreiche simulierte Szenarien. Tatsache ist, dass der Golfstrom für das günstige Klima zu beiden Seiten des Atlantiks verantwortlich ist. Ein ganz konkretes Beispiel war die europäische Hitzewelle des Sommers 2015. Sie steht offenbar mit einer gleichzeitigen Rekordkälte im Nordatlantik in Verbindung: der scheinbar paradoxe Effekt entsteht, weil ein kalter Nordatlantik ein Luftdruckmuster begünstigt, das warme Luft aus dem Süden nach Europa leitet. Demzufolge wird es in unseren Breiten also noch ein bisschen heißer...
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